Hans Huckebein
Kasper
Kasper Kopf
Brieföffner
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Internet: www.stiftungfriedenstein.de
Museum für Regionalgeschichte und Volkskunde
Thomas Huck, Direktor
Museum für Regionalgeschichte & Volkskunde
Tel. 03621-823452; Fax 03621-823419
Die Ausstellung war vom 6.12.2008 bis 4.1.2009 zu sehen.
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In den waldreichen Gebirgssiedlungen des Gothaer Landes konnten die Menschen von der Landwirtschaft allein nicht leben. Von Alters her war die Arbeit im herzoglichen Wald und im holzverarbeitenden Gewerbe ein wichtiger Erwerbszweig. Besonders in den harten Wintermonaten versuchte man durch die Herstellung absatzfähiger Produkte, die Not der Familien zu lindern. Dazu gehörte das Schnitzen von Gebrauchsartikeln, Zierrat und Spielzeug. Anfangs versorgten die schnitzenden Holzfäller hauptsächlich Mitbewohner mit ihren Produkten. Mit Zunahme der Zahl der Schnitzer und in Hoffnung auf besseren Absatz zogen sie aus, um ihre Arbeiten anzubieten. Fahrende Händler nahmen die Produkte der Schnitzer in ihr Handelsangebot auf und brachten sie in z. T. weit entlegene Regionen.
Im 19. Jh. übernahmen Fabrikanten, die gleichzeitig als Verleger agierten, die Vermarktung der Produkte. So nahm 1832 die Fabrik von Johann Daniel Kestner jun. aus Waltershausen „rohe Holzfiguren“ und „Lack–Holzköpfe“ in ihre Musterbücher auf.
Als das Puppentheater immer populärer wurde, entstanden vorrangig Handpuppenköpfe. Die Schnitzer trugen daher auch den Namen Kasperschnitzer.
Heimarbeit. Im 19. und 20. Jh. entwickelte sich die Spielzeugindustrie um Waltershausen und Ohrdruf sehr erfolgreich. Während in Waltershausen verschiedene Puppenfabriken produzierten, stellte man in Ohrdruf ab 1863 Schaukelpferde her. Die Unternehmen beschäftigten dabei im großen Stil Heimarbeiter. Die Herstellung der Einzelteile geschah zu Hause beim Arbeiter. Viele Schnitzer aus Catterfeld und Altenbergen lieferten ihre Puppenköpfe, Handpuppen-köpfe und Gliederteile roh oder gebeizt an die Fabriken. Dort erfolgte die Fertigstellung zum Endprodukt oder die Weitergabe an andere Heimarbeiter. Obwohl Heimarbeiter wie private Handwerker selbst für die Anschaffung von Werkzeugen und Material aufkommen mussten, galten sie als Fabrikarbeiter. Den Transport zum Verleger oder Fabrikanten übernahm der Heimarbeiter meist selbst. Kleinere Lieferungen wurden mit dem Tragkorb, größere mit dem Handwagen befördert. Nur selten organisierte der Verleger selbst die Abholung. Die Schnitzer standen in starker Abhängigkeit zum Verleger, der versuchte auf Kosten ihres Arbeitslohnes möglichst große Profite zu erzielen.
Arbeit und Leben. Selbst wenn die gesamte Familie täglich bis zu 18 Stunden mitarbeitete, reichte das Einkommen kaum zum Leben. Deshalb betrieb man zusätzlich Landwirtschaft, war Gastwirt und Händler oder versah öffentliche Ämter.
Eine Schnitzerfamilie in Catterfeld erwirtschaftete 1888 in der Woche etwa 8 bis 15 Mark. Um Kosten für Heizung und Unterhalt zu sparen, diente die Wohnstube gleichzeitig als Werkstatt. Im Sommer arbeitete der Schnitzer bei schönem Wetter vorwiegend im Freien.
Bis in die 1950er Jahre wurden Handpuppenköpfe in Heimarbeit für die inzwischen volkseigene Spielwarenindustrie hergestellt. Mittlerweile hatten sich die Arbeitsbedingungen gebessert. Die Einführung neuer Techniken und Rohstoffe setzte der Arbeit der Kasperschnitzer jedoch bald ein Ende.
Alternativen zum Kasperschnitzen. Als in den 1950er Jahren der Tourismus in der Waldregion wieder an Bedeutung gewann, waren die Kasperschnitzer bereits betagt. Wenn die Schnitzer bei schönem Wetter vor Ihrem Haus über der Arbeit saßen, fand ihr seltenes Handwerk bei den Urlaubern großes Interesse. Natürlich verlangten die Gäste nach geschnitzten Souvenirs. So entstanden mit Köpfen verzierte Buchstützen, Brieföffner und Flaschenkorken sowie als gelegentliche Auftragsarbeiten Skulpturen, Lampen und Reliefs.
Die Herstellung eines Kasperkopfes.
Entsprechend der Maße des Kopfes wurden Holzstämme in Scheiben gesägt und zu Klötzen gespaltet. Mit der Axt oder dem Spaltmesser entstanden aus den Klötzen in grober Form Nase und Kinn. Der Hals und die Aushöhlung für den Finger des Puppenspielers wurden auf der Drechselbank gedrechselt. Nach diesen Vorarbeiten vollendete der Schnitzer mit speziellen Messern die Kopfform und die gewünschten Gesichtszüge.
Schnitzer. Die Kasperschnitzerei war vor allem in den Thüringer Waldsaumdörfern beheimatet.
Es gab keine Berufsausbildung wie in anderen Handwerkszweigen. Der Vater unterwies seine Söhne bereits im Kindesalter. Ein ererbtes Geschick vorausgesetzt, übertrug sich ein spezieller Stil, der die Arbeiten der einzelnen Schnitzerfamilien voneinander unterschied. Die meisten Schnitzer waren als Heimarbeiter Zulieferer für Spielzeugfabriken. Albert Zink und sein Sohn Walter wurden selbstständige Handwerker mit eigenem Vertrieb.
Die letzten Kasperschnitzer, die bis in die 1950er und 1960er Jahre lebten und arbeiteten waren in:
Altenbergen: Richard Ortlepp
Catterfeld: Albert Zink, William Zink, Hugo Bischof
Georgenthal: Walter Zink (Sohn von Albert Zink)
Gotha: Willi Zink (Sohn von Albert Zink)
Tambach–Dietharz: Ernst Zink (Vetter von Albert Zink)
Fabrikation von Kasperfiguren – Albert Zink. Dem Catterfelder Kasperschnitzer Albert Zink gelang es, sich 1924 aus der Abhängigkeit der Heimarbeit zu lösen. Er gründete seine eigene Firma. Erfolgreiche Präsentation auf der Leipziger Messe ermöglichte ihm, Kaspertheaterfiguren deutschlandweit zu verkaufen. Die ganze Familie war im Unternehmen beschäftigt.
Der Tradition seines Vaters folgend stellte Walter Zink ab 1950 in Georgenthal Kasperfiguren her.
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